Ebay An Der Übernahme Von Skype Interessiert

Experten bezweifeln Skype-Erfolg für Ebay

Wer bei Google einen Suchbegriff eingibt, erhält neben Treffersites auch Werbeanzeigen als Suchergebnis. Der Anzeigenkunde zahlt Google aber nur dann eine Gebühr, wenn der Google-Nutzer den "gesponserten Link" auch anklickt. Nach diesem "Pay-per-click"-Modell will das US-Internet-Auktionshaus Ebay auch sein Geschäft mit dem jetzt übernommenen Internet-Telefonanbieter Skype ausbauen.

"Pay-per-call" könnte damit ein weiteres Standbein für Ebay-Chefin Meg Whitman werden. Bei der Bekanntgabe des Skype-Kaufs sagte die Vorstandsvorsitzende, Werbetreibende in manchen Industriezweigen würden zwischen zwei und zwölf Dollar für einen über solche Links entstehende Anrufe zahlen. Whitman verweist auf immerhin 1,9 Milliarden Suchen auf den zu Ebay gehörenden Sites.

Integration in Ebay-Auktionsgeschäft
Fragt sich nur, wie viele Nutzer diese Möglichkeit tatsächlich nutzen werden. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass sie Internet-Telefonie über Skype nutzen können. Hier verweisen Ebay und Skype auf mehr als 50 Millionen Menschen weltweit, die sich gratis die Skype-Software heruntergeladen haben. Allerdings stellt sich die Frage, wie viele Ebay-Nutzer auf eine Anzeige klicken werden, um direkt ein Telefongespräch mit einem Anbieter zu führen. Analysten hegen beträchtliche Zweifel.

Naheliegender ist die Integration von Skype in das bestehende Ebay-Auktionsgeschäft. Bislang laufen am Tag etwa fünf Millionen E-Mails über Ebay, in denen sich Interessenten und Anbieter beziehungsweise Käufer und Verkäufer über Details zu den Waren austauschen. Ein Teil dieser E-Mails könnte künftig durch Telefonanrufe ersetzt werden - wenn im jeweiligen Angebot ein Skype-Link eingebaut ist, über den der Interessent unmittelbar ein Gespräch mit dem Anbieter beginnen kann.
Nützliches Feature im Immobiliengeschäft
Als nützlich könnte sich nach Einschätzung von Ebay das zusätzliche Kontakt-Feature vor allem für Ware herausstellen, die sich über Ebay bislang weniger leicht verkaufen ließ: etwa Gebrauchtwagen oder hochwertige Sammlerstücke. Hier könne mündliche Kommunikation die Chancen erhöhen, dass die Transaktion letztlich auch zustande kommt. Als weiteres Beispiel brachte Ebay-Finanzchef Rajiv Dutta im "Handelsblatt" den Verkauf von Immobilien ins Spiel: Wer sich im Internet über Häuser und Wohnungen informiere, könne dann mit Hilfe der Skype-Software das Maklerbüro oder den Vermieter telefonisch kontaktieren.

Für den Interessenten wäre der Anruf gratis - Gespräche der Skype-Nutzer untereinander sind kostenlos. Der Makler würde allerdings für die Vermittlung des Gesprächs eine Gebühr an das Auktionshaus zahlen. Whitman verspricht sich von Skype zudem ein besseres Geschäft in neuen Märkten wie China, Indien oder Russland. Dort basiere Handel stärker auf mündlicher Kommunikation, erläuterte die Ebay-Chefin.

Analysten sind dennoch skeptisch: Um die Skype-Software in die Ebay-Sites zu integrieren, hätte auch der Erwerb einer Lizenz für Skype oder eine andere Internet-Telefoniesoftware genügt, meint etwa Lars Godell von Forrester Research. Die Skepsis über den Skype-Kauf zeigte sich am Montag auch im Aktienkurs von Ebay, der zwischenzeitlich um zwei Prozent nachgab.
"Riskantes Investment"
Experten fürchten, dass Ebay zu viel für Skype zahlen könnte. Die Summe könnte sich auf immerhin 4,1 Milliarden Dollar belaufen - wenn Skype bestimmte, nicht näher genannte Unternehmensziele erreicht. Zunächst zahlt Ebay 2,6 Milliarden Dollar in bar und in Aktien.

"Mit dem Telefondienst von Skype wird der Kundenservice bei Ebay zwar verbessert und das Angebot um einige Funktionen erweitert, aber der Kauf ist nicht Milliarden Dollar wert", urteilt Scott Kessler, Analyst von Standard & Poor's. Mark Main von der Beratungsfirma Ovum weist zwar darauf hin, dass Ebay mit dem Kauf auch den Anwenderstamm und die Marke erwerbe. Dennoch sei das Geschäft ein "riskantes Investment".
Gespräche untereinander kostenlos
Der Grund laut Ovum-Experte Main: Mit dem VoIP-Geschäft von Skype selbst lässt sich zunächst kaum Geld verdienen, denn die Software ist ebenso gratis wie die Gespräche zwischen zwei Skype-Nutzern. Geld verdient wird erst, wenn der Skype-Anwender ins normale Festnetz will.

Zudem gibt es zwar einen kostenpflichtigen Premium-Dienst, doch dafür haben sich bislang nur zwei Millionen User registriert - gegenüber 54 Millionen Downloads der Gratis-Software. "Bis jetzt haben die meisten Kunden nie irgendetwas bezahlt", so Main. "Wir mutmaßen, dass viele das auch niemals tun werden."

Die entscheidende Frage stellt Analyst David Edwards von American Technology Research: Wie viel zusätzlichen Umsatz bringt Skype Ebay? Die Antwort werde die Zukunft zeigen. Auch hier hegt Ovum-Experte Main große Zweifel. "Es ist fraglich, ob die meisten Ebay-Verkäufer direkte Echtzeit-Kommunikation mit Käufern haben wollen." Die Kontaktaufnahme über E-Mails reiche den meisten aus und funktioniere bei Ebay bereits sehr gut.
Gründer Zennström bleibt CEO
Andere Analysten sehen die Akquisition hingegen positiv. Für die Skype-Software könnte der Deal die Eroberung des US-Marktes bedeuten: Bisher sitzen die Skype-Anwender hauptsächlich in Europa und Asien. Verwiesen wird zudem auf das kräftige Wachstum von Internet-Telefonie.

Angesichts der Wachstumsprognosen sei der Kaufpreis für Skype angemessen, meint Scott Devitt vom US-Investmenthaus Legg Mason. Die Skype-Software sei ausgereift und einfach zu nutzen. Langfristig werde sich der Kauf für Ebay auszahlen.

Für zwei hat sich die Transaktion auf jeden Fall schon ausgezahlt: die Skype-Gründer Niklas Zennström und Janus Friis. Die beiden Skandinavier starteten das Unternehmen vor drei Jahren. Zennström bleibt auch nach dem Verkauf an Ebay Chef des in Luxemburg sitzenden Unternehmens.

Quelle: N24

Dieser Beitrag wurde von Großer bearbeitet: 13. September 2005 - 18:45

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