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Vorratsdatenspeicherung Kritik an Plänen


#1 Mitglied ist offline   sadder 

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geschrieben 19. Oktober 2004 - 05:36

Kritik an Plänen des Justizministeriums zur Vorratsdatenspeicherung

Zitat

Die Wirtschaft und Datenschützer lehnen die Unterstützung des Bundesjustizministeriums für Pläne zur pauschalen Überwachung der Telekommunikationsnutzer entschieden ab.


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"Es sind die Kosten und der Vertrauensverlust, der sich auf die TK-Anbieter wirtschaftlich auswirkt", nannte Volker Kitz vom Branchenverband Bitkom als Gründe für das weitere Nein der Wirtschaft zur Vorratsdatenspeicherung. Diese "schadet nur, nutzt keinem". Das Argument der Strafverfolger, die heftig umstrittene Maßnahme diene der Terrorismusbekämpfung, ließ er nicht gelten: "Der internationale Terrorismus investiert 20 Cent, um an die Telefonzelle zu gehen, und hebelt damit die Vorkehrungen aus."

Die Erfordernis für eine pauschale TK-Datenspeicherung stellte auch Claus Ulmer, Konzernbeauftragter für Datenschutz der Deutschen Telekom, in Frage. Wie er zu berichten wusste, erfolgen die meisten Anfragen der Ermittler nach Verbindungsdaten in der EU nach drei Monaten. "Der Anlass für die Ausforschung sind konkrete Verbrechen", erläuterte Ulmer. "Da macht es nur Sinn, in unmittelbarem Zusammenhang damit nachzuforschen. Drei Jahre alte Daten haben wenig damit zu tun." Zwischen zwölf und 36 Monate sollen einer Initiative der Länder Frankreich, Irland, Großbritannien und Schweden im Rahmen des Ministerrates zufolge aber die Nutzerinformationen gelagert werden. Ulmer stellte unisono mit Felix Müller von der British Telecom Germany klar, dass selbst große TK-Konzerne bislang weder die organisatorischen, noch die technischen Vorkehrungen zum Speichern dieser Datenmenge hätten. Allein die Anlaufkosten für die Archivierung der Verbindungsangaben bei der Sprachtelefonie schätzt Ulmer auf einen "dreistelligen Millionenbetrag".

Damit ist es bei weitem nicht getan. "Viele Länder erkennen gar nicht, dass sie bei dem Vorhaben das Internet mit einbeziehen", warf Hannah Seiffert vom Verband der deutschen Internetwirtschaft eco in die Diskussion ein. Die Dimensionen seien eine "völlig andere" als bei der klassischen Telefonie. Sie kritisierte ferner die Schwammigkeit, mit der die Wünsche der Ermittler in Brüssel vorgetragen werden: "Wir haben bis heute keine Antwort bekommen, über welche Daten wir eigentlich reden. Die politische Ebene möchte sich hierzu nicht äußern."

Aus dem Anforderungskatalog im EU-Rat geht allerdings hervor, dass die Hüter der inneren Sicherheit Zugriff auf möglichst alle anfallenden TK-Daten wollen. Dabei komme es in der Konvergenzwelt der digitalen Telekommunikation zu einer äußerst problematischen Vermischung von "rein technischen" Verkehrsdaten und den Inhalten der Interaktion, waren sich die Experten einig. "Wenn ich weiß, jemand hat sich eine Website angeschaut, und weiß, was darauf war, dann kenne ich auch den Inhalt der Kommunikation", brachte Kitz ein Beispiel. "Der Nutzer fühlt sich sehr breit überwacht, hat das Gefühl, dass ein Bewegungs- und Lebensprofil von ihm angelegt wird", führte er aus. Sein Verband stelle sich daher "klar hinter die Datenschützer".

Der brandenburgische Datenschutzbeauftragte Alexander Dix wies darauf hin, dass bei SMS-Botschaften aufgrund ihrer Versandart über die Signalisierungsnetze im Mobilfunk zwangsweise auch die Inhalte mit erfasst würden. Ähnlich verhalte es sich bei der Internet-Telefonie. Dix erinnerte Zypries daran, dass gemäß des Volkszählungsurteils des Bundesverfassungsgerichts "schon in jeder Erhebung von Daten ein Eingriff in Grundrechte liegt". Ein solcher müsse klar begründet und verhältnismäßig sein, was bei der diskutierten "routinemäßigen Vorratsdatenspeicherung" nicht der Fall sei.


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Als Ausweg führten alle Beteiligten die Methode des "Quick Freeze" an, bei dem die TK-Firmen auf Zuruf der Beamten bestimmte Daten speichern und die Ermittler eine richterliche Bestätigung der Maßnahme nachreichen müssen.


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