gezwungenermaßen tippe ich gerade am KDV-Antrag für die netten Menschen aus Köln. Von euch wird sich sicher der eine oder andere auch einmal in der selben Situation befunden haben. Wer sich also die Mühe macht, mein Briefchen mal zu lesen, hat vielleicht noch Tipps, woran ich noch feilen könnte, ob er zu kurz ist, zu wenig Bezug zur Person hat etc.
Also...
Geboren am x. x xxxx genoss ich eine sehr liberale Erziehung mit vielen Freiheiten. Bei Entscheidungen, die mich betrafen, hatte ich stets das letzte Wort und meine Meinung zu familieninternen Angelegenheiten wollte gehört werden. Dank meinen Eltern konnte ich mir von allem meine Meinung selbst bilden und war nicht gezwungen, ihre oder andere Vorurteile zu übernehmen. Einen Stützpfeiler dieser Erziehung bildet der Toleranzgedanke, der jedem Menschen die gleichen Freiheiten und Rechte zuspricht. Dies schließt damit natürlich auch das besonders wertvolle Recht auf freie Selbstbestimmung mit ein, was für den einzelnen Menschen konkret bedeutet, dass er als einziger über sein Leben verfügen darf und jede äußere Einflussnahme bis zu einem gewissen, erzieherischen Punkt verboten ist. Auf meine Positition zum Kriegsdienst lässt sich dies leicht übertragen, da ich einen Befehl zur Gefangennahme oder gar zum Töten niemals befolgen könnte, da jede Person ja genau das gleiche Recht zu leben hat wie ich.
Außerdem würde ich per Befehl im Ernstfall gezwungen werden, auf einen Menschen zu schießen, der sich in genau der gleichen Situation befindet wie ich. Ihm wäre ebenfalls befohlen worden, auf mich zu schießen, obwohl ich der Überzeugung bin, dass keine Person mit an normalen Maßstäben gemessenem menschlichen Verhalten freiwillig dazu bereit ist, jemandem das Leben zu nehmen. Die Situation würde damit praktisch ad absurdum geführt, wenn man bedenkt, dass nun zwei Menschen versuchen, sich gegenseitig das Leben zu nehmen, obwohl keiner der beiden es wirklich will. Die Soldaten werden somit instrumentalisiert und ihr Leben wird riskiert, um höhere Ziele zu verfolgen, die sie vermutlich gar nicht direkt betreffen. Das Leben des Einzelnen kann prinzipiell nicht mit dem Wert eines militärischen Zieles verglichen werden, da es sich auf einer anderen Ebene befindet.
Als letzten Punkt kann ich auch nicht verhehlen, dass ich Angst davor habe, im Kriegsfall eingesetzt zu werden und gezwungen zu sein, jemanden im Ernstfall töten zu müssen. Damit mischt sich gleichermaßen eine Abscheu, zur Verfolgung eines Zieles dienen zu müssen, das ich eventuell nicht einmal teile.
Daher bin ich der Ansicht, dass ich einen wesentlich wertvolleren Beitrag zur Gesellschaft leisten kann, wenn ich eine soziale Aufgabe übenehme. Meiner Meinung nach ist der Umgang und die Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen moralisch wesentlich höher anzusiedeln als Waffenträger in einem politisch-militärischen Konflikt zu sein.
Danke fürs Lesen
Der Kenner
Dieser Beitrag wurde von Der Kenner bearbeitet: 07. Februar 2008 - 03:31

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