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Forscher wollen Internet-Nutzer für Klimavorher...


#1 Mitglied ist offline   Hell Warrior 

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geschrieben 12. August 2002 - 12:36

Forscher wollen Internet-Nutzer für Klimavorhersage einspannen


Hamburg - Früher wurde das Wetter privat erforscht. Je nach Region sagten entweder tanzende Medizinmänner oder dicke Laubfrösche in Einmachgläsern das Wetter für den nächsten Tag vorher. Heute nutzen Forschungsinstitute Satelliten und Großcomputer mit Millionen Rechenoperationen in der Sekunde für die Erkundung des Klimas der kommenden Jahrzehnte. Im kommenden Herbst wollen Wissenschaftler nun auch die Klimavorhersage in die Hände von Privatleuten legen.

Auch den stärksten Großrechnern bereitet die Simulation der zukünftigen Klimaentwicklung auf Grund der Komplexität des Klimasystems Probleme. Die Rechner des renommierten Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg etwa benötigen, um die Klimaentwicklung der nächsten 150 Jahre durchzurechnen, ein halbes Jahr. Ihre Ergebnisse sind nachgerade umstritten. Kritiker bemängeln Vereinfachungen angesichts der Vielzahl von Faktoren, Variablen und Algorithmen. Ihrer Ansicht nach übersteigt allein die Berechnung des Effekts der Wolken die Fähigkeit der bislang verfügbaren Computer.

Unterstützung erhoffen sich die Wissenschaftler jetzt von den Nutzern des weltweiten Internet. Im Projekt "climateprediction", einem Konsortium US-amerikanischer und britischer Forschungsinstitute, sollen die Computer möglichst vieler Klimainteressierter gleichzeitig verschiedene Modelle rechnen. Genutzt werden soll die so genannte Monte-Carlo-Methode. Ein Klimamodell wird dabei zufällig - wie bei den Würfen eines Roulettes im Kasino in Monte Carlo - mit unterschiedlichen Voreinstellungen ausgestattet.

Derartige Einstellungen sind etwa der Einfluss der Wolkenbedeckung auf die Temperatur. Tief stehende Wolken wirken wie ein Sonnenschirm und kühlen die Erde, während hohe Wolken wie ein Deckel die Wärme auf der Erde zurückhalten und die Temperatur erhöhen. Weil unklar ist, welcher Effekt überwiegt, werden die Computer mit unterschiedlichen Szenarien gefüttert. Der Einfluss Tausender Klimaeinflüsse wird variiert. Die unterschiedlich eingestellten Modelle sollen zunächst das Klima der letzten 50 Jahre nachrechnen. Die Modelle, die das tatsächliche Klima am besten nachbilden, sollen dann in den Großrechnern der Forschungsinstitute das Klima der Zukunft vorhersagen.

Sowohl in der Versicherungsbranche als auch in den Naturwissenschaften findet die Monte-Carlo-Methode recht häufig Verwendung. Allein die Klimavorhersage galt bisher als zu komplex. Selbst die besten Rechner bräuchten Jahrzehnte für die Vielzahl unterschiedlicher Prognosen. Auf viele Rechner verteilt, könnten bereits nach einem Jahr die realistischsten Klimamodelle feststehen.

Die Wissenschaftler hoffen auf mindestens 20.000 Teilnehmer. Vielleicht wird das Projekt aber auch ähnlich erfolgreich wie "seti@home". Das Programm brachte über zwei Millionen Computer zusammen, die die Daten von Radioteleskopen auf der Suche nach Außerirdischen auswerteten. Anders als bei "seti@home" sollen die Computer der Freiwilligen aber nicht anteilige Datenmengen durchrechnen, die dann ein Großcomputer zusammenfügt. Die Teilnehmer von "climateprediction" lassen vielmehr eine vollständige Klimasimulation auf ihrem Computer ablaufen.

Die Internet-Seite informiert über das Projekt. Dort kann auch die Software geladen werden. Die Klimasimulation soll andere Tätigkeiten am Rechner nicht einschränken, aber ständig im Hintergrund weiterlaufen. Wird der Rechner ausgeschaltet, speichert das Programm alle Zwischenstände. Die schnellsten PCs sollen ein Klimamodell nach etwa einem halben Jahr durchgerechnet haben. Das Ergebnis der abschließenden Klimasimulation der nächsten 50 Jahre am Großrechner wird den Teilnehmern zugesandt. Sie können dann einen virtuellen Flug in die von ihnen vorhergesagte Zukunft unternehmen und überprüfen, ob das Wetter in Deutschland dann auch hin und wieder verrückt spielt.
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