Bildungswahnsinn in der BRD ?
#1
geschrieben 29. Mai 2015 - 08:39
Wo soll dieser Bildungswahnsinn denn hinführen ? - Haben bald alle Abitur ? -Wird der Bachelor of science vielleicht sogar demnächst meinen Abfluss reparieren ?
Ein System, welches Bildung beabsichtigt und die Hürden mehr und mehr senkt, macht in meinen Augen keinen Sinn. Man beginnt Probleme aus dem Sek. II Bereich zu verschieben. Die Probleme fangen somit am nächsten Schritt erst recht an und oftmals ist dieser Schritt das Studium.
Was haltet ihr von dieser Thematik ?
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#2
geschrieben 29. Mai 2015 - 09:46
Nene, keine Sorge. Wer "Bildung" zur Ländersache macht und gleichzeitig auf Austerität pocht, muß sich um besagte Bildung keine Sorgen machen.
Besser wird das auf absehbare Zeit auch nicht werden. Wir sind noch nicht am Boden angekommen und bis dahin passiert eh nix. Mit was Glück läuft uns irgendwann aber ausreichend viel Nachwuchs weg (ins Ausland, meine ich), daß das wem auffällt.
Wobei ich auch da die Befürchtung hab, daß dann eher wegen "wer soll unsere Rente bezahlen" geheult wird.
Bis dahin... kriegen die Schüler solange Einsen, wie sie's besser können als die Lehrer, oder der Lehrer meint daß man die Schüler ja motivieren muß, oder die Schulleitung sagt, okay wenn wir zu schlecht abschneiden haben wir ein Problem, also +1 auf den Notenspiegel.
Unis... eh. Ich bin ja definitiv kein Freund davon, aber ich denke trotzdem daß die sich nur retten können werden indem sie "richtige" Studiengebühren einführen, so auf Japan-Niveau. ... Naja gut, nicht ganz. Aber zumindest so, daß erfolgreich abgeschreckt werden kann.
Und ja. Das hat genug Nachteile und ist definitiv seine eigene Pandoradose. Nur, dummerweise schlägt der NC mangels sinnvoller Eingangsdaten von den Schulen von vornherein fehl.
Eignungstests wären sicherlich die bessere Alternative, aber mh, da seh ich schwarz was die Bewältigung angeht, in erforderlichem Personal auf der einen und benötigter Zeit auf der anderen Seite.
Kurz: Die Bildung hierzulande ist unrettbar im Arsche.
#3
geschrieben 29. Mai 2015 - 10:52
Irgendwann kommt der Punkt, oder ist dieser vielleicht schon erreicht?, wo man als studierter Mensch keinen Job bekommt, einfach weil es diese nicht in ausreichender Zahl gibt.
Was bleibt? Philosophie und Altgriechisch studieren und auf das Beste hoffen? (sollte das hier jemand studieren, sorry fiel mir gerade so spontan ein) oder das mit dem Studium ganz sein lassen und eine Ausbildung machen und anschließend dann irgendwann den Techniker bzw. Meister. Gut, hier mag der Markt an freien Stellen auch begrenzt sein, aber bevor ich sowas wie z.B. Maschinenbau studieren würde, würde ich über diesen Karriereweg zumindest mal ernsthaft nachdenken.
Auf der anderen Seite, ich bin doch immer wieder verwundert, für was man heute anscheinend überall ein Studium braucht.
Ein weitere Aspekt ist für mich auch, dass, obwohl scheinbar immer mehr Leute studieren, Deutschland aber doch größtenteils von nicht-studierten Arbeitsplätzen abhängig ist. Hier passt irgendwas nicht zusammen.
persönliches Fazit: Studium<=>Bildung (wenn bei den beiden Punkten überhaupt ein zwingender Zusammenhang besteht, bei einigen Studierten, die ich kenne, habe ich da doch Zweifel)<=>Deutschland, da passt einiges einfach nicht zusammen.
#4
geschrieben 29. Mai 2015 - 16:22
So, nun ändert das aber am Querschnitt nichts. Die Menschen sind, insgesamt betrachtet, nicht "besser" oder "schlechter" als vorher, werden aber als Ganzes "nach oben" verschoben auf der "Bildungsleiter". Was zur Folge hat, daß am unteren Ende ein Vakuum entsteht und der Rest, jeweils für sich betrachtet, im Niveau sinkt (weil jetzt Schüler mit "Realschulfähigkeiten" im Abi sind und solche mit "Fachschulfähigkeiten" an *allgemeine* Hochschulen gegangen werden.
Dazu kommt unser legendärer Fachkräftemangel... und Hartz IV, bzw genauer: unsere Arbeitslosenstatistiken und damit unsere jährlichen Redefinitionen von "arbeitslos".
Was nichts anderes bedeutet, daß wir eine mörderische Dunkelziffer von Leuten haben die Arbeit suchen und aber nicht (offiziell) arbeitsLOS sind.
Das heißt nichts anderes, als daß die Wirtschaft machen kann was sie will, denn es gibt ja einen fast unerschöpflichen Pool an Leuten, die's "nötig haben" (=> das ist das Angebot) während die Nachfrage vergleichweise minimal ist --- und das Ganze *gleichzeitig* aber verschleiert wird, denn offiziell ist diese Nachfrage *ja gar nicht da*.
In wenigen Worten also eine Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Der Arbeitgeber kann machen was er will und wenn er die fast freie Wahl hat für die paar Stellen die er zu belegen hat... nimmt er natürlich NUR das beste vom Besten, was anderes hat er ja auch gar nicht nötig.
Dazu kommt dann noch, daß wie erwähnt der gemeine Hochschulabsolvent schlicht nicht die dazu passenden Kompetenzen mitbringt (siehe oben), was die Arbeitgeber natürlich wissen und deswegen erst gar nicht weiter unten ansetzen *können*... und am Ende für "Rasenmäher" einen Doktor der Biologie anfordern.
Besser...? Damit aufhören, unsere Jugend in Bildungsstufen zu quetschen, denen sie nicht gewachsen sein *können*. Das entlastet die Schulen und Hochschulen und mit was Glück klettern dann auch die PISA-Werte, weil dann "Abiturienten" wieder "Abiturienten" sind und nicht Hauptschüler mit ner Doktormütze auf dem Kopf.
#5
geschrieben 29. Mai 2015 - 18:21
Zitat (Future010: 29. Mai 2015 - 08:39)
Wo soll dieser Bildungswahnsinn denn hinführen ? - Haben bald alle Abitur ? -Wird der Bachelor of science vielleicht sogar demnächst meinen Abfluss reparieren ?
Ja aber um den muß man sich nicht selbst kümmern. Da sagt man nur dem Professor in der ersten Etage bescheid, der hat einen Master in Facilitymanagement und der kümmert sich dann.
Nee, also im Prinzip hätte ich kein Problem damit, wenn ein Handwerker für seinen Job überdurchschnittlich gut gebildet ist aber damit, dass möglicherweise Prüfungen zugunsten von besseren Ergebnissen vereinfacht werden und dadurch jemand, der sonst Mühe hätte überhaupt zu studieren, auf einmal Arzt wird. Was nicht heißen soll, dass jemand mit einem besonders guten Zeugnis auch ein besserer Arzt wird.
#6
geschrieben 29. Mai 2015 - 21:00
Zitat
In meiner Stadt fahren die Taxi, weil sie für die Klischee-Jobs zu überqualifiziert sind. Letztens erst wieder mit einem mitgefahren, der mit seinem Studium einen Haufen Leben retten könnte (Mediziner), stattdessen kotzen ihm die Gäste am Wochenende das Taxi voll. Ist 30, hat jedes Monat Geldsorgen, aber hauptsache gut studiert - er meinte, er sei bei weitem nicht der einzige. Mittlerweile leben zumindest bei uns die Lehrlinge ja deutlich sicherer und besser als gefühlte 90% aller Studenten. Und bis die Studenten dann endlich einen Job gefunden haben, zahlt sich die Differenz auch schon nicht mehr aus. Vor allem, wenn man das Abi und vielleicht sogar das Studium nebenher macht.
#7
geschrieben 29. Mai 2015 - 21:14
Zitat (Future010: 29. Mai 2015 - 08:39)
Mir auch, aber anders als dir.
Dass wir immer mehr Einser und Abiturienten haben, liegt daran, dass die Anforderungen sinken. Was heutzutage an Inhalten in der Schule vermittelt wird ist ein Witz. Dazu kommt noch der vermaledeite Bildungsföderalismus wo jedes Bundesland selbst entscheidet, was wann wie im Lehrplan auftaucht, anstatt das mal alle an einem Strang ziehen und bundesweit für ein hohes Bildungsniveau sorgen.
Nicht umsonst klagen Ausbildungsbetriebe, dass mittlerweile selbst Abiturienten häufig zu nichts mehr zu gebrauchen sind.
Zitat
Wenn ich dieses Wort 'Bachelor' schon lese, schwillt mein Hals an. Ein freies Kurzzeit-Studium für alle, wo in der kurzen Zeit nicht die nötigen Inhalte vermittelt werden können, dazu ein Masterstudium für die wenigen, die es sich leisten können.
Da ist ein Ziel erkennbar: Bildung einer kleinen Elite, die über der Masse an verdummten steht. Fernsehen und andere Medien tun ihr übriges, damit der Durchschnittsbürger verblödet und nix mehr von dem mitbekommt, was oben wirklich passiert.
Kurz gesagt: ein dummes Volk lässt sich einfacher regieren.
Unix won't hold your hand. You wanna shoot your foot, Unix reliably delivers the shot.
True Cloudstorage
#8
geschrieben 29. Mai 2015 - 21:42
Zitat (RalphS: 29. Mai 2015 - 16:22)
Das auf der einen Seite und auf der anderen wird sich gedacht: "Weshalb sich die Hände dreckig und den Körper kaputt machen (Handwerk, Dienstleistungen,..), wenn man mit leichter Arbeit deutlich mehr Geld verdienen kann?"
Genau so wurde es mir schon öfters von Studenten gesagt.
Studieren in DE wird einem auch so leicht gemacht wie kaum irgend anderswo.
Man braucht nicht mal zwangsläufig Abitur dazu und das Studieren selbst kostet auch kaum Geld.
Bafög braucht nur bis max. 50% zurückgezahlt werden; teilweise wird sogar ganz drauf verzichtet.
Studiengebühren werden schon längst nicht mehr überall erhoben und diese waren auch eher so etwas wie eine geringe Selbstbeteiligungsgebühr.
Müsste man sein Studium wirklich komplett selbst bezahlen so wie es in vielen anderen Ländern der Fall ist, kommen schnell hohe Kosten zusammen und man überlegt sich zweimal ob man dafür einen eiesenkredit aufnimmt
50-60k Euro(KuWi, SoWi uä) bis hin zu über 200k Euro (div. Medizin Studien)
Da reizt das studieren natürlich schon.
Hart Vor- und Nachteile. Dadurch können halt auch soztial Schwächere studieren an denen ansonsten vllt ein nützliches kleinen Genie verloren gegnagen wäre.
Auf der anderen seite verleitet es natürlich auch oben genannte Fraktion dazu, zu studieren. Und gerade diese laschedn Anforderungen verleiten imho dazu, sich nicht richtig reinzuknien, was dahin resultiert dass unsere "Gelehrten" halt nicht ordentlich gelehrt sind.
Das ist ja mit ein Grund wieso gelehrte aus dem Ausland angeworben werden.
Zitat (Sturmovik: 29. Mai 2015 - 21:14)
Dass wir immer mehr Einser und Abiturienten haben, liegt daran, dass die Anforderungen sinken. Was heutzutage an Inhalten in der Schule vermittelt wird ist ein Witz.
ich vor kurzem grade über dieses Thema in einem von zu 90% Studenten bevölkerttem Forum diskutiert und wurde für das was ich hier in ähnlicher Form gerade schrieb, (erwartungsgemäß) mächtig gebasht.
Wenn das Studieren denn anscheinend sooo schwierig ist und sooo viel Zeit in Anspruch nimmt, wie ist es dieser Gruppe denn möglich alle Nase lang bis in die Puppen Party zu machen und nicht vor 12 Uhr mittags mit dem Arsch aus dem Bett zu kommen?
Das ist kein Klischee und auch keine Einzelfälle.
Ich wohne seit vielen Jahren in einem von 2 zueinander gehörenden Häusern dessen Wohnungen nur an Studenten vermietet werden und beobachte dieses Verhalten täglich.
Dieser Beitrag wurde von Ler-Khun bearbeitet: 29. Mai 2015 - 21:53
#9
geschrieben 29. Mai 2015 - 22:03
Zitat (TheGreatTimmy: 29. Mai 2015 - 21:00)
Ja das ist doch der Sinn der Übung. Der Lehrling geht nach der Schule sozusagen in die Wirtschaft und fängt dann natürlich auch an, Geld zu verdienen. Der Student verlängert seine Schule um DANACH mehr Geld zu verdienen. Dann holt er das auf, was der Lehrling und inzwischen meist Facharbeiter an »Vorsprung« hatte.
#10
geschrieben 29. Mai 2015 - 22:07
#11
geschrieben 29. Mai 2015 - 22:48
#12
geschrieben 29. Mai 2015 - 23:12
Und, einfach unter der Annahme daß das ganz genauso ist wie Du sagst... dann hätte man diese Lehrlinge rauswerfen können und dann wär Platz für kompetentere Lehrlinge gewesen. Als Student hat aber an dieser Stelle erfolgreich mindestens 9 Semester einen Platz in eh schon überfüllten Hörsälen und Seminaren belegt, sodaß anderen, die vielleicht kompetenter und motivierter gewesen wären, schon von anfang an gar keine Chance eingeräumt gewesen ist. Also haste im schlimmsten Fall den Vollidioten mit der erwähnten Doktormütze und den IQ-250-Haber mit der von Hartz IV bezahlten Buddel in der Hand.
#13
geschrieben 30. Mai 2015 - 09:45
Aber andersrum gesehen, solange unnötig viele erstmal studieren, umso mehr Leute bleiben ja für die klassischen Berufe mit Lehrstelle von denen übrig, die das auch wirklich wollen. Und viele überschätzte Weltverbesserer sortieren sich dann von alleine aus, wenn sie dann mit abgebrochenem Studium als App-Erfinder scheitern. Die fahren dann Taxi und alles wird gut.
#14
geschrieben 30. Mai 2015 - 12:24
... so kann man's natürlich auch sehen.
Bessert die Situation nur leider nicht. Ganz im Gegenteil. Dazu kommt dann natürlich auch noch, daß Bildung jede Menge mit Eigeninitiative zu tun hat ("ich WILL lernen, und ich WILL 'wissen', also tu ich auch was dafür") und diese Iniitiative seitens der Schüler geht aber eher in Richtung Ablenkung, Lehrer täuschen und explizites Nicht-Lernen-Wollen. Facebook & Co sind schließlich wichtiger. Und wenn ich mir dann überlege daß insbesondere *solche* Figuren dann die Unis zumüllen...
- Hier kommt dann auch die soziale Komponente dazu. Wie man im 21. Jahrhundert immer noch nicht begriffen haben kann, daß man ohne Disziplin auch nichts erreichen kann, wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Das wußten wir schließlich alles schon mal. Und während es den Schüler in dem Moment sicherlich freut, effektiv machen zu können was ER will (=> Rebellionsphase), wird er - oder sie --- das dann für den Rest seines Lebens bereuen, wenn er ein bißchen heller war als nur ein Sack Ruß.
Dieser Beitrag wurde von RalphS bearbeitet: 30. Mai 2015 - 12:27
#15 _karmero_
geschrieben 30. Mai 2015 - 14:50