[tyler!]

Anlass:
http://www.sonydeuts...d.de/hd-test/#/
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Tanzender Plüschhund: 5.000 Stimmen in 2 Tagen - Platz 5, Stumme Kamerafahrt im Makromodus über ein Computerbauteil: 7.000 Stimmen in 15 Tagen - Platz 9, Haushaltsgegenstände in Nahaufnahme: 10.000 Stimmen in 9 Tagen - Platz 8, Psychedelische Musik zu mit alkoholischen Mixgetränken gefüllten Cocktailgläsern: 7.000 Stimmen in knapp 1,5 Monaten - Platz 12. Ein Auszug der groteskesten Beiträge eines Wettbewerbs, der jeglicher Beschreibung spottet.

(Anm.d.Verf.:Damit man mich nicht falsch versteht: Bei weitem nicht jeder Beitrag ist von der extrem schlechten Qualität, wie ich es eben beschrieben hab. Aber es handelt sich um die auffällige Mehrheit. Und selbst bei den Videos, denen ein gewisser kreativer Aufwand zuzuschreiben ist, ist die “technische” Manipulation nicht zu übersehen.)


Selbst den diversen Video-Archiven des Web 2.0 ist ein grösserer Unterhaltungswert zuzuschreiben als diesem Videowettbewerb, den Sony im Zuge der Einführung seiner HD Geräte veranstaltet. Wer hier adäquate Videobeiträge zu einem perfekten, fasst schon elitären Unterhaltungsequipment erwartet, wird nicht wenig verwundert die Stirn runzeln. Doch die Verlosung von Technik im Gesamtwert von Schätzungsweise 10.000 Euro zieht eben auch die Massen an, die sich hier keiner wünscht. Teilnehmer, die das bisschen Wissen und die Zeit mitbringen, die fast wertlosen technischen Schutzmaßnahmen zu umgehen.
Sony hatte sich das zu Beginn sicherlich ganz anders vorgestellt: Der Benutzer macht sich Gedanken zum Thema HD, Farbe, Schärfe etc.pp und lädt ein Video hoch. Heraus kommen sollten nach einiger Zeit und einer ordentlichen Verlosung einige repräsentative Beiträge zu dieser Thematik. Beiträge, mit denen man sich sehen lassen kann, auf der Startseite zum teuren Equipment von Sony. Werbewirksam eben. Doch im Moment sieht alles ganz anders aus. Videos vom oben beschriebenen Typus, durch Manipulation des Wettbewerbs innerhalb kürzester Zeit an die Spitze gepusht. Kreative Beiträge, passend zum Thema, sucht man beinahe vergebens. Der Typ, der Farbe in dem Film bringt, weil er ein Insekt klatscht, ein tanzender Transsexueller in Nahaufnahme oder eine Frau auf einem Stepper befinden sich auf den hinteren Rängen… irgendwo zwischen Platz 10, 20 und 30. Sicherlich nicht das Ergebnis einer tatsächlichen Bewertung von tatsächlich 50.000 verschiedenen Besuchern der Webseite, denn die Manipulation war bis vor kurzem noch recht einfach: Cookies im Browser deaktivierrn und munter für das eigene Video abgestimmt oder andere Videos im Akkord-Klick-Verfahren negativ bewertet. Nur so lassen sich so exorbitante Werte für so nichtssagende Videoclips wie oben erklären. Eine Überprüfung der IP findet und fand nicht statt.

Eine wenig intensive Korrespondenz mit einer anonymen Mailadresse von Sony schien das Unternehmen dazu zu bewegen, die AGB abzuändern und Benutzer per Mail willkürlich der Manipulation zu bezichtigen; Erfolg haben diese Maßnahmen jedoch nicht gezeigt. Es ist auch zu bezweifeln, dass sich die Manipulation irgendwie nachvollziehen lässt, wie z.B. Anhand einer nach IP-Adresse sortierten Zugriffsstatistik. Sony scheint machtlos gegenüber der Gier einiger weniger Jäger des zu verlosenden Schatzes. Letzendlich kann es dem Unternehmen auch egal sein, schließlich steht die Ware schon fertig verpackt und vor allem wertmäßig abgeschrieben im “Abhollager”, warum jetzt noch technischen und organisatorischen Aufwand betreiben. Für das eigene Gewissen? Um den ehrlichen Teilnehmer ein Gefühl von “echtem” Wettbewerb zu geben?

Die oben erwähnte Kommunikation, und laut Mailverteiler auch Beschwerden anderer Benutzer führten weiterhin dazu, dass das Ende des Wettbewerbs vom 31. November 2007 (O-Ton, dieses Datum sucht man vergebens auf seinem Kalender - ein Indiz dafür, dass der Wettbewerb mit heisser Nadel gestrickt wurde? Ein Schelm, wer böses dabei denkt…) auf den 16. Dezember verschoben wurde. Nun sollte nicht das Los sondern eine Jury die 3 Hauptpreise unter den ersten 10 Platzierungen verteilen. Per Mailverteiler wurden die Teilnehmer darauf aufmerksam gemacht.

Doch offenbar scheint dieser Mehraufwand an Kosten einigen Entscheidungsträgern missfallen zu haben - wenn schon 10.000 Euro an Equipment verschenkt werden, warum muss dann noch eine Jury bezahlt werden? Also wurde die AGB ein weiters Mal geändert - diesmal jedoch ohne gross Aufmerksamkeit zu erregen. Am 17. entscheidet nun doch das Los über die Gewinnverteilung in der Top Ten, wie man in den Teilnehmenbedingen nachlesen kann.

Fatal, wie jeder mit etwas Marketingbewusstsein feststellen wird. Fatal, weil die Gefahr immer noch gross ist, dass drei “un-unterhaltsame” Beiträge ab Ende Dezember die Startseite schmücken werden. Ist es das, womit sich Sony präsentieren will? Und nicht nur das. Auch der Glaube der ehrlichen Teilnehmer an ein ordentlichen Verlauf des Wettbewerbs ist längst verflogen, geschweige denn das Vertrauen in das Unternehmen Sony. Du musst ein Schwein sein, auf dieser Welt. Und wer nicht jeden Tag mindestens 1 Stunde darauf investiert, sein eigenes Video gut oder andere negativ zu bewerten, dessen Aussichten auf eine höhere Platzierung sind verschwinden gering. Sony hatte heuer erneut reagiert und vor jedem Voting die Abfrage eines per Zufall generierten Bildes eingebaut. Eine Maßnahme die notwendig ist, den Wettbewerb aber jetzt nicht mehr in geordnete Bahnen lenken wird.
Hoffentlich nicht nur mir ist jedenfalls der Spass am Wettbewerb gehörig vergangen. Bleibt zu hoffen übrig, dass das Sony Marketing Team aus diesem Dilemma gelernt hat und die nächsten Veranstaltungen dieser Art nicht jeglicher rechtmäßiger Wettbewerbsmenthalitität entbehren werden.

Ihr mögt mich kleinlich, pingelig oder sonstwas nennen - es ärgert mich halt, und dem Ärger hab ich damit Ausdruck gegeben. Danke.

Dieser Beitrag wurde von tyler! bearbeitet: 05. Dezember 2007 - 22:16