Neulich, beim Provider:
Benutzer 0815 hat Verbindung aufgebaut.
Zugewiesene IP 85.177.000.050
Zeitstempel: 20080620-465546565665168484
Benutzer gibt ein: www.meine-gesundheit-ist-mein-höchstes-gut.de
Server registriert:
IP 85.177.000.050
Zeitstempel: 20080620-465546565665168485
Operating System: Mac OS-X
Browser: Safari
Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich bereits mindestens folgende Aussagen/Vermutungen ableiten:
- Der Benutzer wohnt in Deutschland
- Sein Internet-Provider ist Alice
- Die IP kommt aus dem Privatkundenbereich
- Das Datum ist ein Freitag gewesen
- Die Zeit (sagen wir mal) 11:35
- Er interessiert sich für seine Gesundheit, lebt wohl auch danach (frisches Obst, gesunde Nahrung im allgemeinen sind ihm wichtig)
- Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit hat er somit einen höheren Bildungsgrad (FAZ anstatt BILD)
- Hat einen wahrscheinlich kreativen Beruf im Medienbereich (Brand eins anstatt BILD)
- Verfügt wahrscheinlich über ein höheres Einkommen (BMW statt Opel)
- Ist mit hoher Wahrscheinlichkeit weiblich (Mode statt Fussball)
- Lifestyle-Produkte sind ihm/ihr wichtig (...)
- Ist eher technisch nicht interessiert (Mac OS-X und Frau)
- Wer am Freitag um 11:35 privat im Internet surft, ist entweder selbständig (Medienbereich) oder vielleicht arbeitslos.
Wenn man seiner Kreativität freien Lauf lassen würde, könnte man im ersten Schritt sicher noch mehr Aussagen/Vermutungen ableiten. Dies soll aber erstmal genügen.
In nicht ferner Zukunft (wenn nicht sogar schon jetzt):
Das Unternehmen iGesundheit AG, Betreiber der Web-Seite www.meine-gesundheit-ist-mein-höchstes-gut.de, kauft beim Provider für 2,80€ alle Adressen, die auf ihn verlinken.
5 Minuten später ergibt sich folgendes Bild:
- Maria Müller
- Kleinweg 22
- 22988 Hamburg
- Deutschland
- Telefon: 040 - 1234567
- Mobil: 0055-154654665
- Webseite: www.mueller-style.de
- E-Mail: Maria.Mü[email protected]
- Geringes Transfervolumen
- Ihr Internet-Provider ist Alice
- Maria ist eine private Person
- Maria ist weiblich
- Das Datum ist ein Freitag gewesen
- Die Zeit (sagen wir mal) 11:35
- Maria interessiert sich für ihre Gesundheit, lebt wohl auch danach (frisches Obst, gesunde Nahrung im allgemeinen sind ihr wichtig)
- Maria hat einen höheren Bildungsgrad (Kleinweg 22 in Hamburg ist sehr gute Wohnlage)
- Unter dieser Adresse ist auch "Müller's StyleCompany" zu finden
- Maria hat einen kreativen Beruf, den sie auch ausübt
- Maria hat ein höheres Einkommen (selbständig)
- Maria muss sich zwangsweise für Mode interessieren
- Maria sind Lifestyle-Produkte wichtig
- Maria ist technisch nicht interessiert
Man sieht: Nur mit dem Verkauf der Adresse durch den Provider, lässt eine anfangs eher schwammige Aussage viel konkreter werden und wiederum neue Erkenntnisse zu. Mit jeder weiteren eingegebenen Webadresse manifestieren sich die Annahmen und werden zu Gewissheiten. Und diese Datensammelei passiert täglich milliardenfach.
Kurz danach:
Der Versicherungskonzern SCHNACKUNIA AG, deren Tochterfirma die iGesundheit GmbH ist, verpasst dem Datensatz 7983984379 (Maria Müller) das Kennzeichen "Geringes Risiko". Maria ist nun ein guter Kunde mit geringem Risiko und hat nichts zu befürchten.
Nach diesem Muster möge man sich nun ausmalen, was passiert, wenn Hugo Müller in seinem Internet Explorer 7 "www.proll.de" aufruft (Übrigens wird Proll.de von der Firma iMen GmbH betrieben, die natürlich auch zur SCHNACKUNIA Versicherungs-AG gehört)
----------------------
Seit dem ich RoboSurf veröffentlicht habe, kommen immer wieder Diskussionen auf, die ungefähr folgenden Inhalt haben: "Bringt nichts." und "Pah, interessiert mich nicht ob Datensammler XY meine Daten hat".
Sicher, die Systeme zur Benutzerverfolgung (Tracking) und -Bewertung (Rating) stehen bereits und sind im vollen Einsatz. RoboSurf kann diese Systeme selbstverständlich nicht ausschalten. Was RoboSurf aber kann: Die letztendliche Aussage über einen Benutzer verfälschen. Denn dies ist ja das Ziel der Systeme. Daten sammeln, in irgend einer Weise *geschickt zu verknüpfen*, um dann eine Aussage zu treffen, anhand derer am Ende irgendeine beliebige Aktion ausgeführt wird.
Hochgradig gefährlich wird es dann, wenn sich zwei Datensammler aus unterschiedlichen Bereichen zusammentun und so wieder durch *geschicktes Verknüpfen* zu neuen Aussagen kommen. Diese Bereiche werden immer sensibler. Krankenakten bei Google z.B. Sicher, jeder Aspekt hat wohlwollend erst einmal eine gute Seite. Ist ja auch praktisch, wenn ich auf Reisen bin und krank werde, das der Arzt in Qusomukel meine überall verfügbare Krankenakte einsehen kann. Die Schattenseite, und die gibt es nun mal, sind in diesem Zusammenhang Versicherungsunternehmen und Banken (ein Milliardengeschäft). Sicher ist, dort wurdest Du auch schon "gerated". D.h., Dir wurde irgendeine Zahl zugeordnet, anhand der Versicher Dich, unbekannterweise, in eine Schublade steckt "Kunde mit wenig Risiko" oder "Kunde mit hohem Risiko". Kunden mit hohem Risiko schickt man dann einen Brief in dem steht, dass man sich leider ausser Stande sieht, ein Versicherungsverhältnis einzugehen. Das wiederum heisst, Du bist erstmal nicht versichert. Wenn dann was passiert, und das tut es nach Murphy, bist Du im Arsch!
Wie kann mich RoboSurf aber nun unterstützen?
Je nachdem, kannst Du mit RoboSurf unterschiedlicher Ansätze verfolgen oder diese kombinieren:
-Ansatz A: Die zu analyierende Datenmenge manipulieren
Jeder der Datensammler sucht am Ende nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Was RoboSurf machen kann, ist den Heuhaufen so gewaltig zu vergrössern, dass die Nadel homöopatisch klein wird und es somit wesentlich schwieriger bis unmöglich wird, sie zu finden.
-Ansatz B: Den Datensammler thematisch in die Irre führen:
Um beim vorherigen Beispiel zu bleiben: Gebe unter "Hosts" z.B. www.meine-gesundheit-ist-mein-höchstes-gut.de und www.nichtraucher.de ein. Du kannst sicher sein, irgendein System wird das registrieren und festhalten, dass Du wohl Wert auf Deine Gesundheit legst. Dies wiederum verknüpft mit Deinem persönlichen Datensatz beim Versicherer lässt Dein Rating gleich steigen.
RoboSurf bietet aber, wenn man in grösseren Dimension und/oder um die Ecke denkt, noch weitaus mehr Möglichkeiten.
Du sagst: "Och, *das* glaube ich nicht, dass die sowas machen!" Ich sage Dir: "Träum weiter, denn es ist ein Milliardengeschäft, und was geht, wird auch gemacht!"
Behalte auch stets im Hinterkopf, dass sich im Netz Leute tummeln, die von grossen Unternehmen dafür bezahlt werden, das der Unternehmensname nicht im schlechten Kontext genannt wird (bis hin zur Tatsachenverfälschung wie das Beispiel Wikipedia und Politiker zeigte). Ist es dann einmal passiert, muss Schadensbegrenzung in Form von treudoofen Forenbenutzern betrieben werden. Diese Leute schreiben dann: "Och, *das* glaube ich nicht, dass die sowas machen!", "Das bringt doch alles nichts." oder "Pah, interessiert mich nicht ob Datensammler XY meine Daten hat".
In diesem Sinne: Bleibe (Werde) kritisch.
PS: Dieses Posting schildert einen (realen und einen möglichen) Sachverhalt. Dieser Beitrag soll hier keine Diskussionsgrundlage sein. Bitte verzichtet auf Kommentare zu diesem Beitrag. Danke.
Dieser Beitrag wurde von Ken Guru bearbeitet: 30. Juni 2008 - 00:54