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Internet-telefonie Anbieter sind ernüchtert


#1 Mitglied ist offline   newbasti 

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geschrieben 19. Oktober 2004 - 19:49

Nicht von "Evolution oder Revolution", sondern von "Destruktion und Kapitulation" müsse man angesichts des fehlenden Bitstreamzugangs für neue VoIP-Angebote in Deutschland sprechen. Dieses harte Urteil fällte nach dem VoIP-Forum der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) gestern zuletzt Sabine Hennig von Colt in Frankfurt. Auch andere VoIP-Anbieter zeigten sich nach der Veranstaltung trotz der Ankündigung der Behörde, ab November 032-Nummern zur Verfügung zu stellen, ernüchtert. Anzeige


"Dass wir die Nummern Anfang des Jahres dann zugeteilt bekommen, nützt dem Kunden erst mal nichts. Erst einmal müssen sie auch konnektiert sein", sagte Tim Mois, Geschäftsführer von Sipgate. Der schwierigere Part werde die Aushandlung der Bedingungen für die Interconnection im "Arbeitskreis für Technische Nummerierung und Netzzusammenschaltung" (AKNN) werden und dort muss man sich mit der Deutschen Telekom einigen. Von der aber erwarten die Anbieter nicht, dass sie besondere Eile hat. Auch der Verband eco nannte in einer Pressemitteilung die Ausgestaltung der Zusammenschaltung eine vordringliche Aufgabe.

Achim Berg, Bereichsleiter Marketing und Vertrieb bei der T-Com wollte die Erwartungen an die neuen VoIP-Angebote in der abschließenden Podiumsdiskussion der Anbieter dämpfen. "Wenn VoIP sich darauf beschränkt, Sprachtelefonie anzubieten, vielleicht ein bisschen billiger, vielleicht von etwas schlechterer Qualität, dann wird es bleiben, was es die letzen Jahre war, ein Hype." Ein "Discounter-Produkt Sprache" ist seiner Meinung nach nicht attraktiv. Unterstützung für VoIP von Seiten der Regulierung lehnte er ab, "VoIP braucht keine regulatorische Schützenhilfe, es muss sich am TK-Markt behaupten".

Auch andere Netzanbieter brachten ungeachtet des eigenen Umbaus in Richtung IP Skepsis mit Blick auf einen Boom im Endkundenmarkt zum Ausdruck. Bernd Schlobohm von der QSC AG sagte, es gebe derzeit wohl mehr Medienmeldungen als VoIP-Kunden. Weniger als ein Prozent der Gespräche seien IP-Gespräche und innerhalb der kommenden fünf Jahre werde die Netztelefonie unter einem Anteil von 30 Prozent bleiben. Bei QSC begrüßt man, dass Ortsrufnummern nicht wahllos vergeben werden. Thomas Eilers, Geschäftsführer des regionalen Netzbetreibers EWE Tel brachte die Bedenken der Netzanbieter auf einen einfachen Nenner: Die Anbieter fürchten, dass sie auf Investitionen in die Netze sitzen bleiben. "Wie wird sichergestellt, dass die Lust in Infrastruktur zu investieren, nicht leidet?" Würde ein Rosinenwettbewerb der neuen Anbieter auf der Infrastruktur der Netzbetreiber gefördert, verliere die Fläche, also die für den Boommarkt weniger attraktiven ländlichen Räume. Ein entbündelter Zugang beziehungsweise ein Bistream-Produkt hält er zwar für sinnvoll, doch den habe der Regulierer für 2008 vorgesehen.

Solange aber darf nach Ansicht von Eckhard Spoerr von der Freenet AG der Regulierer auf keinen Fall warten, nicht zuletzt mit Blick auf den Standort. "Wir können uns keine Zeitverzögerung erlauben," so Spoerr. Ein Vergleich mit dem innovativen, expandierenden Mobilmarkt zeige, wie sehr der deutsche Festnetzmarkt im Dornröschenschlaf liege. Erst ein florierender VoIP-Markt und große Installationen werde auch ein Marktumfeld für neue Geräte schaffen. "Sollen wir die Zwangsbündelung wirklich erhalten, um alte Geschäftsmodelle zu stützen?" fragte Spoerr. Ein Beitrag der Diensteanbieter für die Teilnehmeranschlussleitung sei dabei gerechtfertigt, allerdings dürfe man den Kunden nicht einen vollen Telefonanschluss bezahlen lassen, den er als VoIP-Kunde gar nicht mehr benötigt. Das eingesparte Geld könne dann in neue, innovative Dienste fließen.

Wenn sich der Staub der Auseinandersetzung um VoIP verzieht, dürften es, so befürchtet US-Wirtschaftsprofessor Eli Noam von der Columbia Universität, letztendlich nicht die Vonages dieser Welt sein, sondern die großen Monopolisten, die die neuen Dienste vermarkten. Sie würden die kleinen, die die Innovationen angestoßen haben, aufkaufen oder aus dem Markt drängen. Noam prophezeite allerdings, dass damit der Kopfschmerz für die Regulierer nicht zu Ende ist, denn dann beginne einfach ein weiterer Zyklus von Marktbeherrschung, Innovationsschub durch Wettbewerber, Preiskampf, Marktbeherrschung. (Monika Ermert) / (anw/c't)


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