GeForce Und Radeon Im Duett?

Zwei Grafikkarten für den visuellen Overkill

Alienware eilt der Ruf voraus, ebenso hochwertige wie hochpreisige Rechenmaschinen für den anspruchsvollen Spieler anzubieten. Mit Video Array kommt aus dem sonnigen Florida eine Idee, die schon im Jahre 1998 ihre Premiere feierte und 3dfx einige Lorbeeren einbrachte.

Damals brachten es zwei parallel geschaltete Voodoo2-Karten auf beachtliche 24 Megabyte Grafikspeicher. Mit ihrer Leistung stellten sie alle bis dato erhältlichen Spiele-Beschleuniger in den Schatten. Wenn das Konzept aufgeht, könnte es Alienware bald ähnlich ergehen.

Heute ist 3dfx von Nvidia geschluckt und die Superlative von gestern erwecken nur noch ein müdes Lächeln oder sehnsüchtige Erinnerungen an die allseits beliebte, „gute alte Zeit“. Aber Alienware lässt die Vergangenheit ruhen und präsentiert mit Video Array ein Verfahren, das sogar völlig unterschiedliche Grafikkarten zusammen bringt – eine Kombination von GeForce 6800 Ultra und Radeon X800 XT nicht ausgeschlossen.

Anders als beim früheren SLI-Verfahren von 3dfx verläuft die Bildverarbeitung jedoch nicht mehr zeilenweise. Stattdessen wird das Bild zweigeteilt: Während der eine Grafikprozessor die obere Hälfte berechnet, übernimmt der andere das Rendering der unteren.

Wer jetzt davon ausgeht, dass jede Grafikkarte zu gleichen Teilen belastet wird, liegt damit glücklicherweise falsch. Denn „Predictive Load Balancing“ sorgt dafür, dass die Lastverteilung auch zum aktuell angezeigten Bildinhalt passt. Es kann also vorkommen, dass sich eine Grafikkarte mit beispielsweise 75 Prozent am Spielgeschehen beteiligt, während die andere lediglich 25 Prozent einbringt.

Alienware verspricht sich von der individuellen Lastverteilung eine optimale Auslastung beider Karten. Wie schon beim Voodoo2-Chipsatz wird der PCI-Bus genutzt – dank PCI Express x16 diesmal in der deutlich schnelleren Variante.

Zumindest Alienware ist da ganz anderer Meinung. Denn Video Array basiert auf dem „X2“ getauften Mainboard mit Intels E7525-Chipsatz (Tumwater-Kern) für Server und Workstations. Es unterstützt DDR-2-Speicher mit 400 MHz, bietet sechs Ports für S-ATA-Festplatten im RAID-Verbund und ist neben Gigabit Ethernet noch mit Dolby Digital 5.1 ausgestattet. Außerdem kann es mit einer zweiten CPU aufgerüstet werden – bei Xeon-Prozessoren ein teures Unterfangen.

Eine spezielle Software ersetzt die Herstellertreiber und regelt zusammen mit einem für die Lastverteilung zuständigen Hub das Zusammenspiel der beiden Grafikkarten. Angaben Alienwares zufolge liefert die Lösung über 50 Prozent mehr Leistung als ein System mit einer einzigen Grafikkarte. Bei höheren grafischen Anforderungen sei sogar eine noch größere Ausbeute möglich.

Alienware bescheinigt Video Array eine unbeeinträchtigte Bildqualität – fraglich bleibt jedoch, wie das in der Praxis umgesetzt werden kann. Zumal unterschiedliche Grafikkarten auch unterschiedliche Filterverfahren verwenden und damit auch verschiedene Bilder auf den Schirm zaubern. Im schlimmsten Falle wäre die obere Hälfte verwaschen und die untere scharf dargestellt – für den Spielebetrieb untragbar. Mit zwei gleichen Modellen könnte das Problem hingegen vermieden werden.

Sinnvolles 650-Watt-Netzteil

Das Problem des immensen Stromverbrauchs bleibt in jedem Fall bestehen. Doch daran wird der ambitionierte Spieler ohnehin keinen Gedanken verschwenden. Da erscheint selbst das bereits von Alienware angebotene Netzteil mit 650 Watt eher sinnvoll als übertrieben – von den Auswirkungen auf die eigene Stromrechnung einmal abgesehen.

In den Genuss des grafischen Doppeldeckers kommen nur diejenigen, die sich für eines der Systeme aus der ALX-Palette entscheiden. Diese soll im Frühsommer 2004 in den USA auf den Markt kommen, erste Modelle mit Video Array folgen im Spätsommer. Zur Ausstattung gehört unter anderem auch eine Wasserkühlung, die einem vorzeitigen Hitzetod ausreichend Paroli bieten sollte. Seinem Ruf wird Alienware alle Ehre machen, sofern neben dem Preis auch die Leistung exorbitante Ausmaße annimmt.

Quelle: www.tec-world.net (Benjamin Schnitzler)

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